Tuesday, February 12, 2008

Ausflüge zu Fuß und mit dem Fahrrad


Die Wanderer müssen sich stärken.

Mit Zinns auf der Ottowaldswiese im Thüringer Wald, Himmelfahrt 1954





Ausflug mit der Großmutter Paulmann 1953 und Ausflug zum Inselsberg 1952

Eine weitverbreitete Sonntagsbeschäftigung der Deutschen war und ist der Ausflug in die Umgebung der Stadt oder des Dorfes, wo man wohnt.

Das war auch etwas, das meine Familie sehr oft tat. Eisenach liegt am nördlichen Rand des Thüringer Waldes und da die Stadt nicht groß ist, (ca 50.000 Einwohner damals, jetzt etwas darunter), dauerte es auch nicht lange, in den Wald oder die offenere Landschaft mit Feldern und Wiesen zu gelangen.

Als ich noch sehr klein war, schoben mich meine Eltern im Kinderwagen auf Spaziergängen in den Kartausgarten, einen großen Park mit schönen Bäumen in der Nähe von den Großeltern Förstermann. Oder auch ins Johannistal, ebenfalls nicht weit vom Opa gelegen, ein schönes Tal mit Wiesen, Laub- und Nadelbäumen, das auch zum Burschenschaftsdenkmal und zum Tennisplatz führte, der ab 1954 in der wärmeren Jahreszeit fast ständiger Aufenthaltsort an Wochenenden war.

Sobald ich laufen konnte, wurden nach und nach grössere Strecken zu Fuß bewältigt und ab 1951 machten wir auch häufig Fahrradaufsflüge.


Ausflug im Kinderwagen ins Johannistal

Januar 1949



Meine Eltern hatten noch ihre "Vorkriegsräder", ich wurde auf einen Kindersitz, eigentlich nur ein Sattel auf der Mittelstange des Fahrrads meines Vaters, gesetzt und los ging's in Richtung Johannistal, Mariental und oder Hohe Sonne, zur Mosbacher Linde, zur Weinstrßse und dann in späteren Jahren auch weiter auf dem Rennsteig zum Inselsberg.


Radausflug zur Weinstraße, April 1952



Wir machten diese Ausflüge, wie man an den Fotos sehen kann, mit Freunden oder Leuten vom Tennisclub, Verwandten, wenn sie uns besuchten oder nur zu dritt.

Wir spielten Ball auf einer Wiese oder mit einem Hartgummiring, den man sich zuwarf und entweder mit der Hand oder mit einem Stock oder über dem Unterarm auffing. Ich lernte, Steine "wie ein Junge zu werfen" und war bald recht geschickt in dieser Fertigkeit. In der Schule war ich später fast "berühmt" dafür, "richtig" werfen zu können und auch weit.





Bei den größeren Tagesausflügen wurde das Essen mitgenommen, oft nur belegte Brote, gekochte Eier, Obst, wenn vorhanden und Getränke. Manchmal nahmen meine Eltern auch eine Nudelsuppe in einem Topf mit, die dann über einem kleinen Feuerchen erhitzt wurde. Das war fast wie Camping. Wir fuhren aber immer wieder am Abend nach Hause, die Entfernungen waren nicht so groß und wahrscheinlich wollten meine Eltern auch ihre Bequehmlichkeit. Zudem hatten wir auch keine Campingausrüstung.



Juni 1952

Ich liebte schon von früh an Blumen, deren Namen ich auch schnell lernte.

Mai 1954







Juli '54 auf der Ottowaldswiese, die ich wunderschön fand

Ich pflückte gerne Blumen für meine Mutter, vor allem auch später auf der Wiese beim Tennisplatz.


Unsere regelmäßigen Spaziergänge zur Wartburg waren für mich etwas besonders herrliches. Ich war immer sehr stolz auf "meine Burg", zu der so viele Touristen kamen. Sie gingen auch quer über den Spielplatz, vom Bachhaus kommend, um über die Burgstraße zur Burg zu laufen. Unsere kleine Stadt hatte etwas, das die Leute sehen wollten und ich lebte da und konnte es immer sehen. Ich fühlte mich "privilegiert", natürlich kannte ich dieses Wort nicht, aber das Gefühl.

Die Burg war ungefähr eine halbe Stunde von der Wohnung in der Domstraße entfernt und der Weg dorthin war teilweise recht steil, vor allem der letzte Anstieg zur Burg. Es gab auch die Möglichkeit, zumindest an den Wochenenden, mit einem Esel hoch zu reiten, was mir aber nicht gefiel. Ich habe es einmal probiert und fand es eher beängstigend, da man auf dem Rücken des Esels herumschaukelte. Außerdem roch der Esel stark.


Eselsritt zur Wartburg, mit dem Besuch aus Gera, Eva und Tante Jutta Buschendorf, Juli '53



Wartburg Terrasse mit Cafe



Wir gingen oft später am Tag oder gegen Abend hoch, denn da waren die Touristen meistens weg und wir hatten die Burg "für uns".
Ich wollte immer auf den Südturm der Burg steigen, weil man von dort oben eine herrliche Aussicht hatte. Oder wir gingen auch ab und zu ins Cafe der Burg und saßen auf der Terrasse und aßen Eis.

Auf der Terrasse und auf dem Turm der Wartburg, 1951 und '52




Tante Ursel besuchte uns im August 1952, ein Sommer mit vielen Gästen





Wie meine Patentante Ursel Frank auf die Wartburg kam mit nur einem gesunden Bein und einem Holzbein, ist mir nicht klar. Ich werde sie fragen. Sie war damals 28 Jahre alt, ich viereinhalb.

Wie sie mir nun am Telefon sagte, konnte sie durchaus zur Burg laufen, sicher langsamer als andere Leute, aber sie war jung und kräftig und wanderte auch später immer noch mit ihren Eltern im Bergischen Land. Ich kann sie nur bewundern.

Ein Ausflug im Juni 1954 zum Forsthaus Kissel und Alexanderturm, wo es sehr stürmisch war






und hier beim Forsthaus war es wieder schöner

Ausflüge zum Zweck des Beerensammelns wurden im Sommer und frühen Herbst gemacht. Himbeeren reiften im Hochsommer und Blaubeeren (oft auch Heidelbeeren geannt) Ende August etwa. Diese Beeren waren eine wichtige Ergänzung unseres eher mageren Obstverzehrs. Ich mochte wilde Himbeeren, aber manchmal fand ich eine Beere, in der eine kleine Raupe steckte und das erschreckte mich immer sehr. Ich warf sie dann sofort weit weg, es ekelte mich davor oder ich war einfach erschrocken, etwas lebendiges in der schönen Beere zu finden. Blaubeeren hatten dieses "Problem" nicht, die konnte man einfach in den Mund stecken, ohne sie erst zu untersuchen. Ich hatte zwar auch eine kleines Gefäß, um Beeren für den späteren Genuß zu sammeln, aber viele endeten doch gleich im Mund, da sie zu gut schmeckten. Von den Blaubeeren waren meine Hände und die Lippen blaurot und die Zunge blau wie mit Tinte gefärbt.

Diese deutschen Blaubeeren sind mir immer noch in allerbester Erinnerung. Da die amerikanischen Blaubeeren innen heller sind und erst beim Kochen diesen schönen blauen Saft produzieren, sind sie nicht mit den erinnerten Beeren zu vergleichen, aber ich habe mich an sie gewöhnt und esse im Sommer so viele wie nur möglich. Wir sammeln sie allerdings nicht im Wald, sondern kaufen sie im Laden. Sie kommen von Plantagen. Die hiesigen wilden Blaubeeren sind auch nicht so süß und nur in den höheren Lagen der Berge zu finden.

Im übrigen gab es auch wilde Erdbeeren beim Tennisplatz, von dem noch im Detail zu sprechen sein wird. Ich graste immer alle Stellen rund um die Tennisanlage ab, da ihr Geschmack so wunderbar war.

Einen Ausflug im Sommer 1951 möchte ich noch erwähnen, da er mit der Pferdekutsche gemacht wurde. Die Tante meine Vaters war aus Gera zu Besuch. Ich glaube, Tante Lotte bezahlte für die Kutsche und so machten wir einen größeren Ausflug über den Vachaer Stein, Unkeroda, Wilhelmstal, Hohe Sonne und die Weinstraße. Wir waren zu sechst, meine Eltern, ich, die Großmutter Förstermann, Tante Lotte und Manfred, der Sohn einer Cousine meines Vaters. Manfred war 12 Jahre alt und ich noch nicht vier. Manfred und ich sollten wohl zusammen spielen, aber der Altersunterschied war doch zu groß. Wir waren beide gelangweilt, das kann man auf dem Bild sehen.

Die Droschkenfahrt mit der Verwandtschaft, August 1951





Aber ich nehme doch an, das die Kutschfahrt selbst mir gefallen hat. Auf dem Bild unten sehe ich glücklicher aus.





Mit Manfred Förstermann habe ich vor einigen Jahren Kontakt aufgenommen. Wir hatten uns ja nur einmal gesehen und dann nie wieder. Jetzt hören wir öfter voneinander und telefonieren auch ab und zu.
Ich möchte noch bemerken, dass ich auch später mit meiner Mutter oder beiden Eltern in Frankfurt Ausflüge in den Taunus gemacht habe, auch mit Freunden, die gerne wanderten. Es war ein wichtiger Teil meines Lebens.

Auch hier in den USA haben mein Mann und ich diese Tradition zusammen weitergeführt, sind bis 1996 noch regelmäßig gewandert. Dann verletzte ich meinen linken Fuß und seitdem ist es vorbei mit dem Wandern. Aber da wir ein Ferienhäuschen 160 km östlich von Portland, auf der "trockenen Seite" der Cascades, der Berge hier, haben, kann ich wenigstens ein bißchen auf unserem Grundstück laufen und wir fahren auch Fahrrad in der Gegend und können unserem Interesse an der Natur auf diese Weise nachgehen.



Copyright: Gisela Förstermann 2008


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